Freitag, 29. Mai 2015

Der Bürger-Archäologe K. Walter Haug beim Bürger-Psychiater

Da taucht doch auf der ansonsten nicht sonderlich aktiven Arch-de-Mailingliste vorgestern ein mir bisher unbekannter „Bürger-Archäologe“ namens K. Walter Haug (nicht zu verwechseln mit dem renommierten Mediävisten Walter Haug †) auf und versucht, die Abraumhalden von Steinbrüchen als Schutt von Stufenpyramiden (von ihm „Cairns“ genannt) zu verkaufen. Eine kurze Google-Recherche ergibt, daß es sich um einen arbeitslosen Deutschlehrer handelt, der sich zeitweise als Bildhauer versucht hat und seit 1990 als Crank in Sachen Cairns unterwegs ist. Auf seiner Webseite und einem Interview in einer parawissenschaftlichen Zeitschrift erfährt man etwas mehr über ihn:
Als gläubiger Theist danke ich Gott für seine Kraft, die er mir verlieh, allen Widerständen zu trotzen und unbeirrt an dem einmal als wahr Erkannten festzuhalten, für die Fähigkeit, die er mir gab, Dinge zu sehen, die anderen verborgen bleiben, für die andauernde Hilfe, die er mir gibt. Wir wissen es oftmals nicht zu schätzen, wie sehr er uns in Wirklichkeit hilft.
Natürlich stellte ich mir immer wieder die Frage, ob ein Land, das einen arbeitslosen Lehrer wie mich nur mit einem Leben unter Hartz IV abzuspeisen gedenkt, diese Entdeckung überhaupt verdient hat. Und habe aufgrund der Art und Weise, wie man mit dieser Entdeckung umgegangen ist, bis jetzt eigentlich keine positive Antwort finden können. Meinen ganzen Hirnschmalz steckte ich in die bisher fruchtlose Arbeit, unbelehrbare Wissenschaftsfachidioten von meiner Außenseitermeinung zu überzeugen, dass die kontinentale Grabgattung Cairn hier in den Mittelgebirgsregionen in die Berge hinein gebaut wurde, statt sie auf die sumpfige Talebene zu stellen, vielleicht auch weiterhin nichts als vergebliche Mühe.
und
Ein dicker Brocken waren und sind die Benzinkosten, die mir nicht als betriebliche Kosten angerechnet werden, da ich mich weigere, ein Datenschutz verletzendes Fahrtenbuch zu führen. Die Ausgrabungsstätten und andere Stätten, die man fotografisch dokumentieren will, liegen durchschnittlich mehr als zwanzig Kilometer entfernt. Wenn man die Woche durcharbeiten will, summiert sich das, vor allem, wenn man als arbeitsloser Lehrer auf die dürftige Unterstützung angewiesen ist. Bis Anfang des Jahrtausends gab es noch mehr sinnvolle und von Schülern benötigte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für arbeitslose Lehrer. Jetzt werden sie wie jeder Penner von der Straße behandelt.
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Seit den menschenverachtenden „Sozial“-Reformen der rot-grünen Koalition arbeite ich als Nachhilfelehrer, was ein Leben und Forschen auf Hartz-IV-Niveau bedeutet. Es reicht hinten und vorne nicht. Der ständige Terror sadistischer Arbeitsvermittler zermürbt einen moralisch. Immer wieder wird einem der ohnehin knappe Regelsatz gekürzt, nur weil man sich die ständigen Schikanen und Willkür nicht bieten lassen will.


In der Archäologie wirken Cranks mit ihren Halluzinationen von megalithischen Hochkulturen und vorgeschichtlichen Astronautengöttern immer recht harmlos, aber die von „Impfgegnern“ verschuldete  Masernepidemie zeigt, was solche Leute anrichten können. Sie gehen in ihrem Wahn buchstäblich über Leichen. Es zeigt sich bei K. Walter Haug das sattsam bekannte Persönlichkeitsmuster aus Rigidität, Penetranz, Armut an Empathie und Selbstkritik, Selbstüberschätzung und Geltungssucht. Selbst mit der Intelligenz scheint es nicht allzu weit her zu sein, an das Kaliber eines gelehrten Cranks wie Heribert Illig reicht er bei weitem nicht heran.

Allen, die als Crank ihren Narzissmus befriedigen wollen, sei aber dies zur Warnung: Es hat in diesem Fall nicht gut geklappt. Nach 25 Jahren „Cairns-Forschung“ auf Kosten einer beruflichen Sozialisation bleibt nur der Beifall kleiner Gruppen von Spinnern, um das narzisstisch aufgeblasene Ego zu befriedigen. Tragisch? Nicht wirklich, denn es ist die Folge eigener Entscheidungen, die bei etwas mehr Bereitschaft zur Selbstreflexion auch anders hätten ausfallen können. Und vielleicht liegt darin etwas beruhigendes: die Entwicklungen auf dem Buchmarkt lassen hoffen, daß Cranks keine Bestseller wie Däniken zu seinen besten Zeiten mehr produzieren können. Illigs „Erfundenes Mittelalter“ wäre dann der letzte pseudowissenschaftliche Schund gewesen, der in der Archäologie größere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Lokal wird man es immer wieder mit Spinnern jeglicher Art zu tun haben, aber für regelrechte Bewegungen werden die Verhältnisse schwieriger.


Nachtrag : siehe jetzt K. Walter Haug: Rausschmiß bei Arch-de

Mittwoch, 27. Mai 2015

Lesefunde Ⅱ

Archäologie der Enteignung: Der Fall des palästinensischen Dorfes Susiya zeigt, wie Archäologie zum Instrument israelischer Siedlungspolitik wird.

Fotogallerie aus Pompeii: Ausgüsse verschütteter Personen.

Examensarbeit über Turmendspiele mit entferntem Freibauern aus einem Trainerlehrgang.

Montag, 25. Mai 2015

Anlaufschwierigkeiten

Es ist natürlich unhöflich, dieses Blog nicht mit einem einleitenden Beitrag zu beginnen und stattdessen einfach eine Linkliste zu veröffentlichen. Deswegen sei dies nun eilends nachgeholt.

Dieses Blog ist bewußt anonym, aber keine Sorge, es geht nicht darum, sich einen Freiraum für schlechtes Benehmen oder Rechtsverletzungen zu schaffen. Ich will einfach über Dinge nachdenken können, ohne mich persönlich zu exponieren. Ich werde sicherlich niemanden durch Anonymität von argumenta ad hominem abhalten können, aber ich will das nicht auch noch fördern. Im Übrigen ist es sehr unwahrscheinlich, daß ich jemals Zugriffszahlen erreichen werde, die Propaganda für oder gegen irgendetwas überhaupt lohnend erscheinen ließen, insofern perlen solche Vorwürfe an mir ab wie an einer Teflonpfanne. Sollten sich meine Befürchtungen bezüglich eines zu rauen Umgangstones als unbegründet erweisen, kann ich mir vorstellen, das Blog zu personalisieren. Aber erst brauche ich etwas Erfahtrung.

Um mich kurz vorzustellen: Ich bin frischgebackener Ruheständler und habe zuvor in der Denkmalpflege gearbeitet. Jetzt reitzt es mich, verschüttete Kenntnisse aus Jugendtagen (Programmieren, Schach) wieder hervorzuholen, aber natürlich weiß ich, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen.

Lesefunde Ⅰ